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  1. Die pädagogische Arbeit
  2. Reggio-Pädagogik

Das Prinzip der Reggio Pädagogik

„Kinder sind - ebenso wie Dichter, Musiker und Naturwissenschaftler – eifrige Forscher und Gestalter. Sie besitzen die Kunst des Forschens und sind sehr empfänglich für den Genuss, den das Erstaunen bereitet“ Loris Malaguzzi

Loris Malaguzzi (1920-1994), der Begründer der Reggio-Pädagogik, hat bei der Entwicklung der Konzepte für die Kindertageseinrichtungen in Reggio Emilia viele verschiedene pädagogische Ansätze hinzugezogen und die jeweils wesentlichen Bestandteile herausgefiltert. Er hat bei Maria Montessori, Piaget und Freinet Anregungen gesucht und die unterschiedlichen Zweige der Geistes-, der Human- und der Naturwissenschaften mit einbezogen. Die verschiedenen Impulse führte er so zusammen, dass sich im Laufe mehrerer Jahrzehnte eine eigenständige Pädagogik entwickelte.

Die Reggio Pädagogik nimmt die Erkenntnisse der Säuglings- und der Hirnforschung auf, dass Kinder nicht nur passiv lernfähig, sondern vor allem aktiv wissbegierig, neugierig und forschend sind. Sie sind intrinsisch motiviert, die Welt, in die sie hineingeboren wurden, zu verstehen und sich handelnd mit ihr auseinander zu setzen.

Von Geburt an verfügen die Kinder über die nötigen Kompetenzen, von sich aus ihre Weiterentwicklung zu initiieren. Bereits sehr junge Kinder haben differenzierte Wahrnehmungsmöglichkeiten, eine hohe Konzentrationsfähigkeit und entwickeln eine erstaunliche Ausdauer, wenn sie sich forschend und experimentierend mit dem Gegenstand ihres Interesses befassen. Dabei wird der Beginn von Lernprozessen jeweils durch eine Fragestellung oder Problemstellung angetrieben auf die Kinder gestoßen sind und die sie eigenständig klären oder lösen möchten.

Jedes Kind konstruiert sein individuelles Bild von der Wirklichkeit und kommuniziert es mit Anderen, um den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Dieser Prozess ist nie abgeschlossen, sondern führt das Kind immer weiter. Menschen, auch bereits im Kindesalter, sind selber Konstrukteure ihrer Erkenntnisse und Baumeister ihrer sozialen Beziehungen.

In der Reggio Pädagogik gehen Herausforderungen, Anregungen und Aufgabenstellungen, wenn die pädagogischen Fachkräfte sie formulieren, immer von den Fragen und den Erkenntnisständen der Kinder aus. Sie knüpfen jeweils an ihren Stärken und der freudigen Zuwendung der Kinder zu den Themen an. Das Vertrauen der Erwachsenen in die eigenständige Entwicklungs- und Bildungslust der Kinder hat zur Konsequenz, dass die Kindern weder festgelegten, vorgegebenen Fördertrainings oder schablonierten Lernprogrammen ausgesetzt werden, noch dass sie bei ihren Forschungen und Experimenten alleine gelassen werden. Vielmehr beobachten die pädagogischen Fachkräfte die Kinder bei ihrem Tun, versuchen im Dialog mit ihnen ihre Beweggründe zu erfahren und bieten eine unaufdringliche, begleitende Unterstützung an. Dieser Hilfe können sich Kinder bedienen oder auch auf sie verzichten.

Die Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte ist es, den Kindern alle Möglichkeiten zu eröffnen, experimentierend eigene Antworten und Erklärungsmuster zu finden, nicht aber ihnen bekannte Inhalte oder „wissenschaftliche“ Erkenntnisse zu vermitteln. 

Ein wesentlicher Bestandteil der Pädagogik ist die Möglichkeit, dass Fehler gemacht werden oder dass ein erwartetes Ergebnis nicht eintritt. Kinder stellen sich Herausforderungen und benennen Hypothesen oder Ziele, die sich aber möglicherweise nicht bestätigen. Sie analysieren dann die Fehlerquelle und erhalten dabei wesentliche Erkenntnisse über Zusammenhänge. In den Reggio- Einrichtungen sind Fehler nicht peinlich, sondern bilden wichtige Erkenntnisschritte und sind daher erwünscht (Prinzip von Versuch und Irrtum). 

Wichtig an der Reggio Pädagogik sind weder die spektakulären, künstlerischen Bilder und Skulpturen, die auf Ausstellungen die Betrachter faszinieren, noch die besondere Art der Gebäude und des Inventars, sondern das Menschenbild, dass diese Pädagogik trägt. Dieses Bild vom Kind ist das Neue, das Loris Malaguzzi herauskristallisiert hat. Er sieht das Kind als kompetenten Gestalter seiner Entwicklung, dem von Erwachsenen die unbedingte Achtung seiner Würde und ein hohes Vertrauen in seine aktiven Kräfte entgegengebracht werden muss.